Waldbröl

 

 

😉 * Das Video der Toten Hosen erklärt mein heutiges Verhältnis zu Waldbröl besser als 1000 Worte * 😂

 

Zu meiner langjährigen Heimatstadt Waldbröl habe ich im  Internet einen alten, von mir 2011 bei "armutsnetzwerk.de" unter "Denkanstösse" veröffentlichten Artikel  gefunden. Ich war in Waldbröl immer sozial engagiert und vieles an dieser Stadt, die einmal meine Heimat war, sehr gerne gehabt, obwohl ich mich dort nie richtig zuhause gefühlt habe, was nicht an Waldbröl, sondern an meinen norddeutschen Wurzeln lag

 

Ich war sehr gut in Waldbröl integriert, habe dort mein Abitur gemacht und war nebenbei ehrenamtlich Vorsitzender des selbstverwalteten Jugendzentrum "Jailhouse", als selber noch Jugendlicher.  Ich  war in der DLRG, habe Nichtschwimmerkurse abgehalten und mehrere Jahre DLRG Rettungswachen an der Ostsee geleitet. Mitglied der freiwilligen Feuerwehr zu sein, war für mich damals selbstverständlich. Das Leben auf dem Land war eng mit dem örtlichen Vereinsleben verbunden

 

Der unten zitierte Artikel weckte so manche Erinnerungen in mir, als ich ihn vor kurzem  im Internet wiederfand.  Wenn ich daran denke, wieviele Menschen in diesem Land seitdem von Neonazis ermordet worden sind, muss ich leider feststellen, dass mein Artikel von damals auch heute noch aktuell ist, wie die beinahe täglichen Pressemeldungen über immer neue Untaten des braunen Mobs belegen

 

* Der Button direkt zur Veröffentlichungsseite des Artikels befindet sich unter dem Text *

 

* Waldbröl - eine Kleinstadt wehrt sich gegen den Naziterror *


Kolumne von Gastautor Dieter Carstensen

 

Manchmal bin ich auf meine oberbergische Heimatstadt wirklich stolz, so auch heute. Unser Stadtrat verabschiedete jüngst EINSTIMMIG auf Antrag der SPD Fraktion eine Resolution gegen den neuen Neonaziterror

 

Waldbröl ist nicht irgendeine Kleinstadt, als die Nazis unter Hitler stark wurden, rannten als Erstes die Menschen aus dem Kreis Oberberg und aus den östlichen Landkreisen in Schleswig-Holstein den Nazimördern hinter her. Waldbröl war zu der Zeit Kreishauptstadt des südlichen oberbergischen Kreises

 

Bei uns wurden Menschen ermordet, die in der örtlichen Pflegeheilstätte für psychisch Kranke untergebracht waren. Robert Ley, Chef der verbrecherischen NSDAP Organisation "Deutsche Arbeitsfront", lebte in einem Ortsteil von Waldbröl

 

Es war gar nicht so selbstverständlich, dass, wie es beim oberflächlichen Betrachten den Anschein haben mag, der gesamte Stadtrat EINSTIMMIG eine Resolution gegen den braunen Terror der Neuzeit verabschiedet hat

 

Die *Oberbergische Volkszeitung* schrieb dazu am 13.12.11 unter dem Titel "Resolution gegen Rechtsterrrorismus" 

 

"Gleichzeitig werden alle Bürgerinnen und Bürger zur Wachsamkeit gegenüber jeglichen rechtsradikalen Tendenzen aufgerufen. Alle relevanten Sachverhalte sollten umgehend den Ermittlungsbehörden gemeldet werden. Zuständig ist die Abteilung Staatsschutz der Polizeipräsidien Köln und Bonn"

 

Das Schlimmste in dem Bericht der Oberbergischen Volkszeitung war aber, dass wir auch im Kreuzfeuer des braunen Mörderpacks waren! Die Zeitung schrieb über die Stadtratssitzung auch, dass der gesamte Stadtrat mit Bestürzung und Besorgnis zur Kenntnis genommen hat, "dass sich auch Institutionen aus unserer Kommune auf der Liste der Organisation Nationalsozialistischer Untergrund in Zwickau befanden“

 

Natürlich habe ich zu all dem einen Leserbrief in meiner Heimatzeitung geschrieben, als überzeugter Demokrat trete ich für unser aller gemeinsamen Menschenrechte ein und habe keinerlei Angst vor irgendwelchen Neonazispinnern. Wenn man, wie ich, die Demokratie will, muss man für sie auch öffentlich einstehen und sie verteidigen. Haben uns das nicht die von den Nazis ermordeten Menschen aus Hitlers Irrsinnsreich gelehrt?

 

Ich persönlich bin überzeugter Antifaschist, diese braune Mörderbande wird nur über meine Leiche jemals wieder in meiner Heimat das Sagen bekommen

 

Ich schrieb öffentlich in der Oberbergischen Volkszeitung, online erschienen am 13.12.11, in der Druckausgabe am 15.11.11, folgenden Leserbrief zu dem einstimmigen Beschluss unseres Stadtrates gegen die Neonazimörderbande

 

"Es ist, aus meiner persönlichen Sicht, dem Waldbröler Stadtrat ein klares Lob für seine einstimmige Haltung gegen den Rechtsextremismus auszusprechen.

 

Die meisten Stadtratsmitglieder kenne ich persönlich, Waldbröl ist ja meine Heimatstadt. Oft bin ich nicht ihrer Ansicht, was die kommunalpolitischen Beschlüsse des Stadtrates angeht, aber in diesem Fall denke ich, "Ehre wem Ehre gebührt" und jeder aufrechte Demokrat muss einfach vor dem Engagement von Jürgen Hennlein und seiner SPD Fraktion in Waldbröl Respekt bekunden, in ihrem klaren Verhalten gegen den neuen Naziterror.

 

Mein persönlicher Respekt gehört aber nicht nur einer Fraktion, sondern dem gesamten Stadtrat, auch dem Bürgermeister, für diese klare Positionierung.

 

Waldbröl hat leider, aus der Nazizeit, eine sehr "braune" Vergangenheit, an die z.B. am Königsbornpark gegenüber Aldi eine kleine Gedenkstätte erinnert.

 

Es ist gut, dass die Demokraten in Waldbröl jetzt gegen den braunen Terror zusammen stehen!"

 

Nun mag man in den großen Städten Deutschlands denken, was sollen uns diese Zeilen sagen?

 

Der Antifaschismus fängt im Kleinen an, die Verteidigung unserer Demokratie fängt im Kleinen an. Ich schreibe z.B. immer ganz bewusst im Internet mit meinem richtigen Namen, habe zwar als Nicknamen auch "MeisterderO", aber jeder kann da sofort erkennen, dass da niemand anderes als Dieter Carstensen schreibt

 

Ich nehme mir nur eines unserer Grundrechte, das Recht auf freie und öffentliche Meinungsäußerung, was uns allen nach Grundgesetz zu steht

 

Ich begreife so Vollidioten und Feiglinge nicht, die sich mit zig Nicknamen im Internet tummeln und ihren blöden Senf zu allem und jedem abgeben, da sie ja meinen "anonym" zu sein

 

"Anonym" waren unter Hitler auch zig Millionen Schreibtischtäter, welche als Mithelfer der Nazis die Bahntransporte in die Menschenvernichtungslager wie Auschwitz oder Treblinka zu verantworten hatten

 

Mit vielen Jugendlichen war ich, ich habe jahrelang ehrenamtlich Jugendreisen für den DGB NRW und den Landessportbund NRW geleitet, in verschiedenen Konzentrationslagergedenkstätten. Beide Organisationen wollten natürlich auch, dass wir den Jugendlichen etwas über die Geschichte beibrachten

 

Niemals, aber wirklich niemals, werde ich die kleine Sabine, damals zarte 15 Jahre jung, bei einer Jugendreise des DGB Landesbezirks NRW an den Attersee in Österreich vergessen, die sich in Tränen aufgelöst an mich klammerte, so sehr war sie in ihren Grundfesten erschüttert, angesichts der KZ Gedenkstätte.

 

Wir besuchten auch die KZ Gedenkstätte Mauthausen in Österreich, wo die unschuldig von den Nazimördern Eingesperrten

immer wieder eine Steintreppe rauf und runter gehetzt wurden, bis sie am Herzínfarkt, vor Entkräftung oder Hunger tot zusammenbrachen

 

Was mich persönlich am allermeisten in Mauthausen erschüttert hatte, ich weiß es noch wie gestern, war die sogenannte "Genickschussanlage" in dieser Nazi Mord- und Folterstätte. Da wurden die Opfer der Nazisdrecksäcke im Glauben gelassen, ihre Körpergröße solle gemessen werden und dann wurden sie von hinten mit Genickschuss ermordet!

 

Es stimmt, was ich schreibe, ich habe es mit eigenen Augen gesehen

 

Und ich gebe auch zu, dass meine damalige Partnerin, die Jugendlichen und ich nach der Besichtigung der KZ Gedenkstätte Mauthausen, wir hatten auch noch einen überlebenden Zeitzeugen eingeladen, der uns die ganze Wahrheit berichtet hat, vor lauter Entsetzen in Tränen ausgebrochen sind. Wir haben uns alle ganz lieb umarmen und lange, lange miteinander reden müssen, um das Gesehene überhaupt verarbeiten zu können

 

Und deswegen bin ich heute stolz auf meine Heimatstadt Waldbröl, wir wollen hier keine Neonazis, Killer und Menschenverächter!

 

Und wir haben keine Angst vor diesen, auf gut deutsch, "Arschlöchern", auch wenn sie schon Einrichtungen aus meiner Heimat auf ihrer Liste möglicher Terrorangriffsziele hatten, wie die "Oberbergische Volkszeitung" berichtete

 

Ich wünschte mir, mehr Menschen hätten den Mut, gegen die braune Kacke in unserm Land, gegen den mörderischen Irrsinn dieser Geisteskranken öffentlich mit ihrem Namen, auch im Internet ein zu stehen

 

In welch einem Land leben wir eigentlich, wo Peter Maffay und Udo Lindenberg bei ihrem Konzert "gegen rechts" in Jena nur mit, auf Anraten der Polizei, schusssicheren Westen und zig Bodyguards, nach diversen Terrordrohungen von Neonazis überhaupt auf die Bühne treten konnten?

 

Ich meine, man muss es so machen, wie meine kleine Heimatstadt und den

Nazidummköppen und Mördern sagen, bis hierher und nicht weiter!

 

Buttons zur Quelle der Erstveröffentlichung und zur Stadt Waldbröl

 

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* Die Landkarte ist interaktiv - durch klicken und scrollen kann man, so man möchte, bis zu den Fidschiinseln gelangen *